Von den Opfergaben - aus dem Kodex des Gebens

Dem Poseidon jedoch gebt an jedem Tag, den ihr auf der See seid oder auf einem Fluss reist. Gebt ihm von den Tieren des Wassers, die ihr in Euren Netzen nach oben holt, das Größte. Gebt mit Freuden, denn freudlos gegebenes ist nichts, und gebt ihr nichts, werden Poseidons Stürme Euch jagen und seine Wellen Euch verschlingen.

Seeleute sind traditionell ein gläubiger Haufen, überantworten sie ihr Leben doch dem Element, über das Zeus, Hera und Hestia keine Macht haben. Das tägliche Poseidonopfer wird daher sehr ernst genommen und der Kapitän wacht peinlich genau darüber, dass auch wirklich der größte Fisch geopfert wird, egal wie ärmlich der Fang insgesamt gewesen ist. Es gibt Berichte von Schiffsbesatzungen, die beinahe verhungert in den nächsten Hafen eingelaufen sind, weil ihnen täglich nicht mehr als ein Fisch ins Netz gegangen war. Und doch priesen sie Poseidon für seine Gnade und oft genug fuhren sie direkt am nächsten Tag wieder aus. Kritisch wird die Situation erst, wenn überhaupt nichts gefangen wird. Zwar kommt das in den Küstengewässern Tharnaks sehr selten vor, doch sind mehrere solcher Fälle dokumentiert. Eben dafür sind auf jedem Schiff unter der Mannschaft immer mehrere Jungen, oft kaum älter als 6 oder 8 Jahre, die sogenannten Poseidonskinder. Werden keine Fische gefangen, geht einer von denen über Bord. Es steht ihm frei, dann an Land zu schwimmen und die Kapitäne achten sehr genau darauf, dass die Jungen gut schwimmen können, wenn sie auf sein Schiff kommen. Meistens geht es gut und die Matrosen jubeln dann und danken Poseidon für seine Gnade, wenn der Kleine vom nahen Strand wohlbehalten herüber winkt. Aber auch wenn es nicht klappt grämt sich niemand. Es war halt Poseidons Wille, das Opfer anzunmehmen.