Vlimm
Die grünste Küste Tharnaks, das ist die landläufige Sichtweise auf die kleine aber feine Region Vlimm. Nördlich an die Nordbucht angrenzend, westlich vom Sandfurtgebirge, einem Auslüfer des Westwalls, geschützt und östlich in die Nordwüste übergehend ist dies ein wahrlich malerisches Fleckchen Land.
Das Wasser und der von der Nordbucht her kommende Wind sind kalt und bringen nur selten Regen. Doch des Morgens zeiht oft ein dichter Nebelschleier über das Land und benetzt Pflanzen, Tiere und Menschen, versorgt sie mit einem Großteil der notwendigen Flüssigkeit. Weiter im Landesinneren sorgt vor allem der Sandfurt für ausreichende Bewäserung und an seinen Ufern haben sich viele Bauern und Züchter niedergelassen.
Traditionelles Zuchttier dieser Region ist die Vlimmziege, ein überaus hübsches Tier mit langen, geraden Hörnern und einer für Ziegen geradezu unglaublichen Milchleistung von bis zu 4 Zentnern pro Tag. Doch auch als Mast- und Tragtiere finden Vlimmziegen Verwendung, so dass sie von Vlimm aus in beinahe alle Lande Tharnaks exportiert werden.
Gelegentlich werden Ziegen mit besonderen Eigenschaften geboren. Es sind immer Böcke, sie sind immer weiß, haben blaue Augen und sind unfruchtbar. Und ihre Hörner stehen eng zusammen, sind oft sogar zu einem verwachsen, so dass sich landläufig die Bezeichnung "Einhorn" für sie eingebürgert hat.
Aber sie sind nicht nur fast eine Elle größer, als andere Ziegen, sie sind auch deutlich klüger, auf unsicherem Untergrund sicherer und noch mutigerere Kämpfer, als gewöhnliche Ziegen. Da sie dem Menschen gegenüber freundlich sind, Lasten tragen und auf Pfaden laufen können, die für jedes andere Tier zu schmal oder zu steil sind, werden sie gerne von Händlern gehalten, deren Routen über viele Gebirge führen.
Für einen Bauern ist die Geburt eines solchen Tieres ein Glücksfall, da sie einen hohen Preis einbringen. Über die sogenannten "Einhorne" sind merkwürdige Aberglauben in Umlauf:
* die Berührung durch ihr Horn soll einen Mann, der bei einer Heberin war, wieder fruchtbar machen,
* ihr Horn schützt, fein zermahlen und geschnupft durch die Nase, angeblich vor Gift und
* sie sollen im Mondlicht singen.
Was an diesem Abergaluben wahr ist, mag jeder für sich selber herausfinden.